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Bilder - Philosophie

Deutsche Bank Trilogie

Nach dem Mordanschlag auf Alfred Herrhausen am 30. November 1989 fielen mir die in der FAZ erschienen Todesanzeigen in die Hände. Auf vielen Zeitungsseiten kondolierte die deutsche Wirtschaft. Die Deutschland AG versammelte sich am Grab ihres wichtigsten Bankiers. Dies musste ich in einem Projekt verarbeiten, zumal sich später herausstellte, dass die Umstände dieser Tat mysteriös blieben. Ich besorgte mir eine zweite Ausgabe der FAZ wegen der mehrseitig erschienenen Todesanzeigen und legte diese beiseite.  Als wenige Jahre später am 5. Februar 1994 Hermann Josef Abs eines natürlichen Todes verstarb, war der Nachhall in den Todesanzeigen nicht so stark, immerhin war er zu dem Zeitpunkt schon 18 Jahre Rentier. Auch diese Todesanzeigen legte ich zur Seite, denn Abs hat eine interessante Biografie (s.u.). Erst 2016/17 nach mehreren Banken- und Finanzkrisen fand ich einen neuen Zugang zu den alten Todesanzeigen und setzte diese in zwei Bilder um. Eine Trilogie wurde schließlich daraus, als der seinerzeit amtierende Vorstandsvorsitzende Herr John Crayn im Februar 2017 "seine eigene Todesanzeige" veröffentlichte.

Bild 1


Hermann Josef Abs, Deutsche Bank, Vergangenheit Nazideutschland, IG Farben, Deutsches Reich, Entnazifizierung, Ölbild von Jörg Schmidt-Wottrich. Deutsche Bank Vorstand Hermann Josef Abs war wie ein Karpfen im modrigen Wasser des Finanzkapitals,


Hermann Josef Abs, Ölfarbe auf Zeitungen und Sperrholz, drei Platten 130 x 40 cm, 130 x 80 cm, 130 x 40 cm, 2017

Als aufmerksamer "Konkret"-Leser seit Mitte der 1970er Jahre sind mir die Recherchen von Otto Köhler zur deutschen NS-Vergangenheit und ihren Protagonisten in Erinnerung geblieben (https://konkret-magazin.de). Was mich schon damals erzürnte und politisierte, war das System, in dem einige Karieren der alten Eliten in der Bundesrepublik fortgesetzt wurden und die Unverfrorenheit ihres neuen Machtanspruchs. Einer von diesen Leuten war das Vorstandsmitglied und der spätere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank vor dem Krieg, im Krieg und nach dem Krieg: Hermann Josef Abs. Er war schlau genug, nicht in die NSDAP einzutreten, hatte aber 1941 so viele Aufsichtsratsposten in der deutschen Industrie wie er alt war: 40.

1946 bezeichnet die amerikanische Militärregierung Abs als einen schwer belasteten Nazi. Am 16. Januar 1946 wird Abs aufgrund des vom Kontrollrat beschlossenen Gesetzes Nr. 10, das die Bestrafung der Kriegsverbrecher vorsieht, verhaftet und bleibt 6 Wochen in Haft. Das Büro der „US-Militärregierung in Deutschland" stellt über Abs fest: „Abs war der Spiritus rector der niederträchtigen Deutschen Bank, die eine ungewöhnliche Konzentration wirtschaftlicher Macht mit aktiver Teilhaberschaft an der verbrecherischen Politik des Naziregimes verband . . . Die Deutsche Bank des Hermann Abs handelte wie eine Spitzeninstitution der deutschen Regierung und diente der wirtschaftlichen Durchdringung der Satellitenstaaten und der in Europa besetzten Länder . . . Abs setzte seine ganze Kraft ein zur Ausdehnung der Herrschaft . . . über Europa." Kurt Schumacher auf dem SPD-Parteitag 1947 in Nürnberg: „Wir stehen vor der Aufgabe, die Cliquenreste des Kapitalismus zu entmachten, die die Zerstörung Europas herbeigeführt haben. Sie sind in ihrem Denken nicht mehr korrigierbar . . ." (Aus KONKRET 10/1975, S. 19)

Abs war von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher sowie von 1967 bis 1976 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank AG (https://www.db.com/company/de/chronik.htm) und auch nach dem Krieg im Aufsichtsrat vieler der größten deutschen Industrieunternehmen.

 

 Bild 2

Alfred Herrhausen, Vorstand Deutsche Bank, Ölbild, Ermordung, Ölbild von Jörg Schmidt-Wottrich Die Ermordung von Deutsche Bank Vorstand Alfred Herrhausen gibt bis heute viele Rätsel auf,


Alfred HerrhausenÖlfarbe auf Zeitungen und Sperrholz, zwei Platten jeweils 170 x 80 cm, 2017

"Herrhausen galt in fachlicher und persönlicher Hinsicht als Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Spitzenmanagern. Viele Beobachter betonten seine unternehmerische und intellektuelle Brillanz, wobei seine häufig unkonventionellen Konzepte und Gedanken oft Kritik von Vorstandskollegen und der Bankenwelt hervorriefen. So betonte er etwa öffentlich, dass Banken mit ihrer Macht verantwortungsvoll umgehen müssten, und forderte mehr Transparenz und Offenheit. 1987 und erneut 1988 stieß er mit Forderungen nach einem wirtschaftlich und ethisch begründeten Schuldenerlass für hochverschuldete Entwicklungsländer auf massiven Widerstand der internationalen Finanzwelt." (Zitat nach wikipedia)

Auf wikipedia wird das Attentat beschrieben und erwähnt, dass der Journalist Christoph Gunkel auf aus seiner Sicht ungewöhnliche Umstände hinweist: "Die als Baustelle getarnten Arbeiten, bei denen man die Kabel für die Lichtschranke verlegte (sie waren allerdings von kurzer Dauer; nach Angaben von Augenzeugen wurde nach ihrer Beendigung das Baustellenschild vergessen und stand wochenlang am Rand der Fahrbahn), der große materielle und technische Aufwand sowie der Einsatz einer Bombe militärischer Bauart mit dem Sprengstoff TNT entsprachen nicht der bisherigen Vorgehensweise der RAF. Überdies waren die auffälligen Vorbereitungen zu dem präzise geplanten Anschlag weder der Polizei noch dem Bundeskriminalamt verdächtig vorgekommen, obwohl Herrhausen zum Kreis der am stärksten gefährdeten Personen in der Bundesrepublik gehörte und die Umgebung seines Hauses ständig überwacht wurde. Das normalerweise eingesetzte, vorausfahrende zweite Begleitfahrzeug wurde laut dem damaligen Verfassungsschutzpräsidenten Richard Meier kurz vor dem Attentat abgezogen". (Zitat nach wikipedia, siehe weitere umfassende Quellen)

Die genauen Hintergründe des Anschlags und dessen Täter konnten bis heute nicht aufgeklärt werden. Das Versagen der Ermittlungsbehörden und Justiz geben Nährstoff für Verschwörungstheorien.

Bild 3

Cryan, Deutsche Bank Vorstand, Entschuldigung, Geldpolitik, Bankenkrise, Ölbild von Jörg Schmidt-Wottrich Der lächerliche Abgesang des Deutsche Bank Vorstands John Cryan,


John Cryan

Zeitung auf Sperrholz, Ölfarbe u. Goldpapier, 85 x 50 cm, 2017

Der Inhalt der u.a. im Tagesspiegel (Berlin) im Februar 2017 erschienen ganzseitigen Anzeige spricht für sich. Vielleicht bringt sich der Finanzkapitalismus eines Tages selber um, in dem Sinne: "Da, wo Menschen arbeiten, wird es immer Fehler geben." 

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